Neuere Untersuchungen zu der Karasis-Festung sehen darin eine in einem Stück erbaute Palastanlage bzw. Residenz, die nach dem Frieden von Apameia von Antiochos III. in Angriff genommen und nicht vervollständigt wurde. Diese Sichtweise bedarf in mehrerer Hinsicht einer Revision. Keramikfunde wie auch der architektonische Befund deuten darauf hin, dass die Kernfestung mit den wachsenden Bedürfnissen im Laufe der Zeit Zusatzbauten erhielt. Ohne detaillierte Grabungstätigkeit sind jedoch Aussagen darüber, wie die erste Phase dieser Struktur gestaltet war, nicht möglich. Argumente dafür, dass die Anlage nicht vervollständigt wurde, sind nicht stichhaltig. Zieht man neben der Größe der Burg, die ein hohes Budget und gewaltige Arbeitskräfte erforderte auch die militärische und politische Entwicklung in Betracht, kommen Zweifel darüber auf, dass der Bau einer solchen Burganlage während der Herrschaft des Antiochos III. oder IV. erfolgte. Viel plausibler erscheint uns, die erste Bauphase der Festung in die Herrschaftszeit des Antiochos I. zu verlegen und mit der Galatergefahr im Zusammenhang zu bringen. Die Seleukiden hatten in der berühmten „Elefantenschlacht“ erlebt, dass die Galater eine große Gefahr auch für das südliche Kleinasien bildeten. Man rechnete damit, dass die Galater über die Tauruspässe auch das seleukidische Kernland in Syrien angreifen würden. Daher wurde an den neuralgischen Punkten des Taurus zur Überwachung der Strassen nach Syrien Festungen angelegt, zu denen die Anlage von Karasis zuzurechnen ist. Zwar ist nicht bekannt, welche Route die Galater während der Elefantenschlacht benutzt hatten. Wenn man aber davon ausgeht, dass ihr Ziel die Königsstadt Antiocheia am Orontes war, liegt es nahe anzunehmen, dass die “keine Regeln kennenden” Galater von Zentral-Kleinasien aus auf kürzestem Weg über Kappadokien in das Taurusgebirge einfielen. Deshalb besitzt die Karasis-Festung auch Eigenschaften, die diese Route der Galater aufhellt. Mit dieser Datierung der Anlage von Karasis, die zu Beginn des 2. Viertels des 3. Jh.s v. Chr. zur Abwehr der Galatergefahr erbaut wurde, stimmen auch die architektonischen und keramischen Befunde aus der Burg selbst und aus ihrer unmittelbaren Umgebung überein.
Field : Sosyal, Beşeri ve İdari Bilimler
Journal Type : Uluslararası
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